Lange erwartet und von vielen diskutiert, war es am 29. September 2011 soweit. Die Rügenwalder Mühle machte Halt beim Marketing-Club München. Zwar hatte sich Godo Röben, Geschäftsführer Marketing angekündigt, aber der musste sich kurzfristig krankheitsbedingt abmelden. Statt dessen durften wir Jörg Bunk begrüßen, den stellv. Leiter Marketing, der kurzfristig einsprang. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle.
Er präsentierte auf kurzweilige und sehr persönliche Art und Weise, warum die Rügenwalder Mühle, gegründet 1834 von Carl Müller, als Mittelständler in allen seiner heute bedienten Produktsortimente Marktführer ist. Während 1996 noch kaum ein Verbraucher etwas mit der Marke anzufangen wusste, bzw. sie nicht in seinem Mindset vorhanden war, startete der neu eingestellte Marketingmann Godo Röben direkt nach dem Studium den Werbe- und Marketingfeldzug als Pionier des Hauses Rügenwalder.
Nach zunächst zwei gescheiterten TV Spots, produzierte er mit einer Agentur und einem sehr erfahrenen Werbefilmer den legendären „Reiter“ Spot, in dem ein langhaariger Reiter in einer Metzgerei sämtliche Rügenwalder Würste aufkauft, um sie anschließend vor der roten Mühle mit seinen Gefolgsleuten zu verspeisen. Dieser Spot ging 1996 onAIR. Lag die Tonnage 1995 noch bei knapp 5.000 to, konnte das Unternehmen 1998 bereits fast 10.000 to absetzen. Der Spot war also ein voller Erfolg, viel wichtiger jedoch: Im Unternehmen war der Glaube an die Marke geboren.
Dem Reiter folgten mehrere „Nostalgie“ Werbespots, in denen stets die heile Welt gezeigt wurde, in der alle zusammen kommen, um zu essen und dabei herzhaft in frisches Brot mit Rügenwalder Teewurst, Pommern Spieß, Schinken Spicker oder Pommersche Leberwurst zu beißen. Doch der Erfolg lässt im neuen Millenium überraschend nach und die Stammkunden „leckerer & fressiger“ Metzgereiprodukte werden weniger. Was war geschehen?
Ernährungsbewusste Konsumenten und durch Lebensmittelskandale verunsicherte Verbraucher legten großen Wert auf Lebensmittel, die frei von Gluten, Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern waren. Das Marketing der Rügenwalder Mühle reagierte mit der Konzentration auf die Dachmarke und beauftragte das Institut Fresenius mit der Überwachung und Untersuchung der gesamten Produktionskette vom Landwirt bis ins Warenregal.
Mit dem neuen Testimonial Jörg Pilawa, Produktinnovationen, wie den Mühlenwürstchen und transparenter Kommunikation sowie durch den positiven Effekt des Institut Fresenius, konnte Rügenwalder der Konkurrenz wieder davon ziehen. Der Mittelständler ist heute erneut Marktführer und gewann diverse Auszeichnungen für seine Mühlenwürstchen und die damit verbundenen Social Media und Facebook Kampagnen. Gratulation für konsequentes Marketing und klare Fokussierung auf das Kerngeschäft.
Text: Norbert Gierlich
Fotos: Norbert Gierlich/Klaus Becker
Interview: Norbert Gierlich
Videotechnologie: TV1.EU