Die wegen der ICE Werksführung auf 30 Teilnehmer begrenzte Marketing vor Ort Veranstaltung wurde durch Club-Mitglieder und Gäste voll ausgeschöpft. So konnte Dr. Bernd Rosenbusch, Marketingleiter DB Regio Bayern, im gut besetzten Besprechungsraum des ICE Werkes durchaus Überraschendes zum Thema Wettbewerbsintensität der DB Regio Bayern, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG, vortragen.
Den meisten Zuhörern war vorher nicht bekannt, welche unternehmerischen und marketing-strategischen Konsequenzen die vollständige Liberalisierung des Schienenpersonennahverkehrs nach sich ziehen und wie eng das „Kosten-Korsett“ ist, wenn auf Bundesländerebene 27 Bestellerorganisationen sog. SPNV Schienenpersonennahverkehrs-Leistungen bestellen.
DB Regio Bayern ist in Bayern Marktführer und betreibt am Tag über 4500 Züge mit 1,1 Millionen Reisenden, fährt ca. 85 Mio. Zugkilometer pro Jahr und repräsentiert damit in Deutschland etwa 15 % des gesamten deutschen Schienenpersonennahverkehrs und einen Umsatz von 1,3 Milliarden € p.a.
Der intensive und in seinen Konsequenzen weitreichende Wettbewerb – nicht mit Mittelständlern, sondern u.a. kapitalstarken europäischen Staatsbetrieben – findet durch Ausschreibungen von regionalen Bahnstrecken in definierten Zeitzyklen statt. Dann stehen beträchtliche technische Inventare und Mitarbeiter zur vollständigen Disposition. Gleichzeitig steht die Bahn im Wettbewerb zu anderen Verkehrsmitteln wie PKW und Bussen. Besonders gegenüber Fernbussen, auf die keine Mautbelastung fällt, ist DB Regio im kalkulatorischen Nachteil durch hohe Trassen- und Stationskosten, die 50% ihrer Gesamtkosten ausmachen.
DB Regio Bayern ist sehr erfolgreich, nicht zuletzt durch ein professionelles Marketing. Das Marketingziel ist dabei sehr eindeutig: da die Bahn regulierten Linienverkehr betreibt und über regulierte Preise verkauft, geht es in erster Linie um Erhöhung von Ticketzahl und Ticketwert. Reinhard Saß, Leiter Fahrgastmarketing DB Regio Bayern, stellte dazu umfangreiche Aktivitäten und Ideen vor: von den kundenfreundlichen internetbasierten Bestell- und Abrechnungssytemen über weiterentwickelte Produkt- und Serviceangebote, z.B. W-Lan im Zug, bis hin zum seit 1998 insgesamt 50 Mio mal verkauften Bayernticket. Gerade dies ein Angebot, das überproportional die wichtigen jüngeren Zielgruppen begeistert hat.
Dr. Stefan Schöllman, Leiter Bereitstellung und Instandhaltung Werk München, DB Fernverkehr, führte dann ins über 400 Meter lange Instandhaltungswerk, wo über zehn Züge parallel über Nacht der „großen Inspektion“ unterzogen werden. Die gut behelmten Teilnehmer waren sehr beeindruckt. Einerseits über das gigantische technische Material und andererseits über die feinmechanischen Reparatur- und elektronischen Prüfmethoden, u.a. die Ultraschallprüfung der Achsen auf feinste, nicht sichtbare Haarrisse.
Ein großer Applaus bei Snacks und Getränken beendete die gelungene Veranstaltung – mit einem neuen Blick auf die alte, aber hochmoderne Bahn, die auch in Zukunft eines der, auch unter ökologischen Gesichtspunkten, sinnvollsten Verkehrssysteme ist.
Text und Fotos: Dietmar Turocha