Wohin geht die Reise? Der Anspruchsstaat ist nicht länger bezahlbar. Die fetten Jahre sind vorbei. Wenig Anlass zu Optimismus? Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, wissenschaftlicher Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen und „wissenschaftlicher Vordenker“, gab uns einen qualifizierten Einblick in die Zukunft.
Seiner Einschätzung nach werden sich Gesellschaft und Politik in den nächsten Jahren auf sozio-ökonomische Probleme einstellen müssen, wie seit über dreißig Jahren nicht mehr da waren.. Das Armutsrisiko wird dann höher eingeschätzt als mögliche Gefahren des Terrorismus. Die Angst vor einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Die Grundgeborgenheit großer Teile der Bevölkerung in Deutschland ist gefährdet. Dann wird die Zukunftsfrage zur Existenzfrage. Die Zukunftsperspektive ist bedrückend, zumindest auf den ersten Blick. Welche nachweisbaren Veränderungen und Zukunftstrends zeichnen sich bereits jetzt ab?
Die Globalisierung wird zum Synonym für weltweite Märkte. Globalisierung bedeutet aber auch Verteilung der Arbeit rund um den Globus, also Arbeitsplatz-Export und Arbeitsplatz-Abbau. Für die übrigen Beschäftigten gilt: Ihre Arbeit wird immer intensiver, zeitlich länger und psychisch belastender, immer produktiver und effektiver. Die neue Arbeitsformel für die Zukunft lautet: „0,5 x 2 x 3“ Das heißt: Die Hälfte der Mitarbeiter verdient dann doppelt so viel und muss dafür dreimal so viel leisten wie früher.
Weiterhin zeichnen sich jedoch Zukunftschancen für eine neue Dienstleistungsgesellschaft ab. Hier findet eine Verlagerung vom Warenexport zum Wissensexport statt. Die Dienstleistungsgesellschaft erschließt auch neue Märkte und Arbeitsfelder.
Die Lust an der Leistung wird zunehmen. Die befürchtete Leistungsverweigerung fand und findet nicht statt. Leistung und Lust wachsen zusammen. Kein Lebensgenuss ohne Leistung. Leben ist die Lust zu schaffen! Schaffensfreude umschreibt das künftige Leistungsoptimum von Menschen. Allerdings nimmt die die Kinderlosigkeit zu. Frauen mit akademischem Abschluss bleiben zu mehr als vierzig Prozent kinderlos. In den Großstädten und Ballungszentren steigt der Anteil kinderloser Vierzigjähriger auf teilweise bis zu 50%. Die demographische Spaltung der Gesellschaft droht. Nach einer Vorausberechnung der Vereinten Nationen wird der Anteil der zugewanderten Bevölkerung bis 2050 in den Großstädten über 50 Prozent erreichen. Trotzdem wird die Bevölkerungszahl zurückgehen. Die Bevölkerung altert dramatisch. Bis 2040 wird sich der Anteil der über 60-Jährigen verdoppeln. Deutschland wird „silbergrau“ und zählt zu den Ländern mit den höchsten Altenanteilen. Fast 3/4 aller Berufstätigen in Deutschland sind dann bereit, freiwillig über das 65. Lebensjahr hinaus zu arbeiten, wenn sie dadurch ihre Rente aufstocken können.
Der radikalste Wertewandel seit dreißig Jahren kündigt sich an: Die Rückkehr der Verantwortung als Antwort auf Verunsicherungen und Vertrauensverluste. Gemeint ist die Verantwortung für einander, die Verantwortung für die Umwelt und die Verantwortung für das Wohl der kommenden Generationen. Die Suche nach Sinn, Halt und Heimat verstärkt sich. Im Zeitvergleich ist feststellbar, dass sich die Menschen wieder mehr für eine bessere Gesellschaft interessieren und auch mithelfen wollen, eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Die Menschen suchen eine Sinnorientierung, die Beständigkeit und Wesentliches in das Leben bringt. Religiosität als Lebensgefühl kehrt in den Alltag zurück. Die Bürger entdecken langsam die Familie wieder. Prof. Dr. Hortst W. Opaschowski gab uns 10 Anleitungen und Gebote für ein gelingendes Leben im 21. Jahrhundert, wer sein persönliches Wohlbefinden (und nicht nur materiellen Wohlstand) erreichen will. Hier drei sehr wichtige Aspekte:
Mach die Familie zur Konstante deines Lebens und ermutige Kinder zu dauerhaften Bindungen.
Definiere deinen Lebenssinn neu: Leben ist die Lust zu schaffen.
Mach nicht alle deine Träume wahr; heb dir noch unerfüllte Wünsche auf.