München, Kaufingerstr. 15. Eine ungewöhnliche Geschäftsadresse, hinter der man nicht unbedingt die Heimat von acht Münchner Start-Ups vermuten würde. Dort ist WAYRE ansässig, ein Start-Up-Accelerator der Telefonica Gruppe, derzeitiger Firmensitz von Tobias Ledermann und dem Team von 52masterworks, einer Crowd Funding-Plattform für zeitgenössische Kunst.
Auf den ersten Blick scheint das Konzept, das Ledermann nach einer Einführung von Beirat Georg Steidinger 30 kunstaffine Clubfreundinnen und -freunden erläutert, relativ einfach. Es wird eine gemeinsame Kunstsammlung aufgebaut. Dabei hat jeder Teilhaber die Möglichkeit, Anteile an einzelnen Werken zu erwerben – ab 250.- € und bis maximal 49 % der angesetzten Bewertung. Ab 20 % kann das Bild auch für zu Hause oder das Büro ausgeliehen werden. Obwohl Gründer Tobias Ledermann erst im März 2014 mit einer Eröffnungsveranstaltung im Kunsthaus Maximilian dieses Angebot der Öffentlichkeit präsentierte und ein breites Medienecho erntete, wurden die ersten acht Werke bereits komplett verkauft – an mehr als 60 Teilhaber.
Kuratorin Anabel Roque Rodriguez erläuterte die Strategie der Sammlung, welche mit Werken von Banksy, Robert Longo, Mel Ramos, Georg Baselitz oder Daniel Richter eine beeindruckende Bandbreite ausweist. Neben Meistern der zeitgenössischen Kunst und Popart, findet auch Street- und Urban-Art ihren Platz. Dabei geht es nicht nur um etablierte Maler, sondern auch um Nachwuchskünstler und Meisterschüler namhafter Akademien, wie z.B. Christian Muscheid, der für 52masterworks ein neues, unikales Werk schuf. In Muscheid’s Atelier konnten sich Interessenten aus erster Hand von seiner Arbeitsweise, seinen Beweggründen und dem Entstehen seiner Arbeiten auseinandersetzen.
Trotz Internet und digitaler Medien muss Kunst nach wie vor gesehen, diskutiert und „anfassbar“ gemacht werden, um sie der Zielgruppe nahezubringen. Dazu zählen Kunstinteressierte, die teilhaben wollen aber nicht über die erforderliche Expertise verfügen, zu wenig mit dem Kunstmarkt vertraut sind oder sich einfach kein komplettes Kunstwerk leisten können oder wollen. Mit diesem Modell eröffnet sich die Welt des Kunstsammelns und eine besondere Chance, an der Wertsteigerung zu partizipieren. Immerhin wächst der Markt mit einem Volumen von mehr als 50 Mrd USD weltweit jährlich um 8 %, der Online- Kunstmarkt sogar um 19 %.
Noch konzentriert sich die Marketingarbeit der Plattform stark auf Events, auf denen das Konzept und die Werke effektvoll gezeigt werden können. Dabei setzt der Marketing-Mix auch auf Aufklärung rund um das Thema Künstler, Kunstwerke, Ausstellungen und Kunstsammlungen. Neben Events, wie Vorträgen, Kunstmessen, Workshops oder Atelierbesuchen, kommen hauptsächlich digitale Kanäle wie Newsletter, Social Media oder Blogs zum Einsatz, um offline Inhalte über Online-Kanäle zu skalieren. Schließlich sollen Interessenten über Preview-Events, Galeriekooperationen und die Online-Plattform zu Teilhabern konvertiert werden. Die eigentliche Kundenbindung erfolgt letztlich über Community-Events, exklusive Updates über Künstler, deren Werke und die überregionale, öffentliche Ausstellung der Sammlung.
Viele Inspirationen und noch mehr Fragen, bevor wir im stylischen Loft-Ambiente von WYAR bei Drinks und Snacks die Gespräche vertiefen konnten.
Text und Fotos: Georg Steidinger