Sauberkeit, Sparsamkeit, Ordnung oder „Anything goes“? Gibt es klare Trends oder müssen wir uns mit undefinierbaren Entwicklungen auseinandersetzen? Fest steht, dass es unterschiedliche Strömungen gibt, so Michael Schipperges, Director Research & Consulting bei Sinus Sociovision Heidelberg. Strukturiert wird die Trendforschung bei Sinus Sociovision dabei in drei Bereiche: 1. Weak Signals, also das kurzfristige Trendmonitoring, 2. Drivers of Change, dahinter stehen Motive und Werte, die mittel- bis langfristig zu betrachten sind und Orientierung geben und 3. die Strömungen, also die Verhaltensweisen und entsprechende Umsetzung der Motive. Sind Piercings oder die WM 2006 durch Trendmonitoring als Weak Signals zu verstehen, so stehen als Motive Thrill Pleasure bzw. Culture of Emotions dahinter. Body Tuning oder ein entkrampfteres nationales Selbstverständnis sind als Strömungen definierbar.Am Beispiel Haarspray machte Schipperges Auswirkungen für die Produktentwicklung deutlich. Mussten Frauen in den 50er Jahren Konformität wahren und einem bestimmten Rollenverständnis gerecht werden, so halfen bei der Frisur Haarspray und Festiger. Heute spricht man von pluralen Identitäten, Veränderung muss schnell möglich sein. Dies gelingt nicht mehr durch Haarspray sondern durch Gel, Styling und Farbe.
Langfristig ist, so Schipperges, ein soziokultureller Wandel auszumachen. Von den Safety Needs in den 50er Jahren geht die Entwicklung zum sog. Personal Meaning, zur Neuorientierung bis ins Jahr 2010. Doch sind traditionelle Sicherheitswerte am Aussterben? Mitnichten! Zwar ist Besitz vor allem in den boomenden Ländern wie China von großer Bedeutung, in Westeuropa entwickelt sich jedoch zunehmend eine neue Statussymbolik, und zwar losgelöst von traditionellen Besitztümern. Dazu zählt auch das zeitweise Aussteigen, die Ablehnung traditioneller Autorität und weiterhin das Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung – alte Werte sind zeitgemäß zu interpretieren. Statt dem klassischen Verständnis von Sauberkeit heißt es in Zukunft Transparenz und Reduktion, die Menschen wollen wieder Boden unter den Füßen, das Schlagwort heißt Re-Grounding. Auch in der Medienwelt ist die Suche nach dem Authentischen auf dem Vormarsch, nicht umsonst haben Filme wie „Der Untergang“ oder „Dresden“ solche Zuläufe.
Es zählen nicht mehr nur die medial vermittelten Informationen sondern das Verschmelzen mit der Wirklichkeitserfahrung. Mit einem gewissen Vertrauen in sich selbst schnuppert der User in einzelne Bereiche und setzt das Erlebte in einen neuen Zusammenhang.