Datum: 13.11.2013 / 19:00 - 21:00 Uhr
Referent: Karl-Gerog Schweisfurth
Moderation: Alexandra Knall
Teilnehmer: Mitglieder
Ort / Anfahrt: Schweisfurth Stiftung, Südliches Schloßrondell 1, 80638 München

Am 13. November 2013 durfte ein ausgewählter Kreis aktiver JuMPs am Kamingespräch mit Karl Ludwig Schweisfurth teilnehmen. Einige kennen diesen Mann als Begründer der in Oberbayern sitzenden biologisch wirtschaftenden Herrmansdorfer Landwerkstätten und der Schweisfurth-Stiftung. Einige wissen auch, dass er zuvor aus der kleinen Ladenmetzgerei seiner Eltern den größten deutschen Fleischkonzern Herta gemacht hat, bekannt für seinen Slogan „Wenn’s um die Wurst geht“.

Wir haben Hr. Schweisfurth für ein paar Stunden auf den Zahn gefühlt, denn wir wollten wissen, was ihn angetrieben hat, sich von der Massentierhaltung zu distanzieren und auf ein völlig gegensätzliches Konzept zu schwenken und dabei nicht minder erfolgreich zu sein – wenn auch wesentlich zufriedener…

Den Grundstein für den Erfolg des heute 83jährigen Karl Ludwig Schweisfurth legte wohl sein Vater, der ihn kurz nach dem Krieg erst in eine Metzgerlehre schickte und ein paar Jahre später in die USA. Dort arbeitete der damals 25jährige auf den Chicagoer Schlachthöfen und sah das erste Mal in seinem Leben ein Fließband. Doch das war nicht die einzige Technologie, die er mit nach Deutschland brachte, um den kleinen Betrieb seiner Eltern völlig auf den Kopf zu stellen. Sein Vater reagierte auf die großen Pläne seines Sohnes entspannt: „DU machst das. Wenn es nötig ist, helfe ich dir.“ Knapp drei Jahre später war er Besitzer der modernsten Fleischwarenproduktion Europas und der Erfolg brach nicht ab: eine Fabrik nach der anderen wurde gebaut, immer mehr Menschen eingestellt – mit dem klassischen Metzgerhandwerk, das Karl Ludwig Schweisfurth einst lernte, hatte das allerdings nicht mehr viel zu tun.

Auch das Fleisch verlor an Qualität und schließlich öffnete ihm der Besuch eines seiner Lieferanten/Bauern die Augen. Tausende von Schweinen, zusammengepfercht und auf Gittern wohnend, dazu der Hinweis des Lieferanten/Bauern „Leise, sonst erschrecken die Tiere und fallen tot um!“ waren ausreichend für den Beschluss „Hier läuft etwas falsch!“.

So verkaufte Hr. Schweisfurth 1984 sein Unternehmen und ließ sich mit seiner Frau in Oberbayern nieder, wo er die Herrmansdorfer Landwerkstätten gründete. Diese sieht er als eine neue, zukunftsweisende Synthese von landwirtschaftlicher Erzeugung, Lebensmittelverarbeitung und Lebensmittelvermarktung. Dabei folgte er dem Motto „Wenn du etwas anders machen möchtest, musst du aus dem System aussteigen!“ und hielt sich eisern an seine drei Grundsätze: 1. Ökologisch, 2. Konsequent handwerklich (weg von der Industrie) und 3. Regional.

2013 hat das Gut Herrmansdorf in Glonn eine Menge zu bieten: eigene Viehzucht, Ackerbau, Brennerei, Brauerei, Käserei, Bäckerei, einen Hofmarkt, ein Wirtshaus mit Biergarten, usw. 15 eigene Läden in München übernehmen den Vertrieb der Waren außerhalb von Herrmansdorf – nichts desto trotz lohnt sich ein Besuch des Gutes mit Sicherheit. Wir JuMPs werden uns das in 2014 auf jeden Fall nicht entgehen lassen.