Datum: 9.3.2012 / 19:30 - 21:30 Uhr
Referent: Dr. Claus Hipp; Harald Strötgen, Stadtsparkasse München; Prof. Götz W. Werner, dm-drogerie markt
Moderation: Prof. Dr. Erwin Seitz
Teilnehmer: Mitglieder und Gäste
Ort / Anfahrt: IHK Akademie, Orleanstr. 10 - 12, 81699 München

Eine der Maxime des ehrbaren Kaufmanns ist das verantwortungsvolle Wirtschaften. Bedenkt man die Aussage, dass Wirtschaften für die Menschen da ist, dann kann eigentlich gar keine Fehleinschätzung entstehen.

Das ist nur eine der spannenden Aussagen auf dieser hervorragend besetzten Podiumsdiskussion. Drei Persönlichkeiten und Wirtschaftsvertreter, die die Werte des ehrbaren Kaufmanns leben wurden durch den bekannten BR-Moderator Herrn Gabriel Wirth souverän durch die Gesprächsrunde geführt.

Es diskutierten Herr Dr. Claus Hipp, Gründer und Leiter des gleichnamigen Unternehmens, der mit einem sehr frühen Bekenntnis zu Ökologie und Umwelt, lange bevor sich der Öko-Trend etabliert hat, einen Namen gemacht hat. Herr Professor Dr. Götz W. Werner, Gründer und Aufsichtsratsmitglied des dm-Drogeriemarktes, der von Anfang an den Filialen und damit dem Kundenmanagement vor Ort eine hohe Entscheidungsfreiheit überlassen hat und Herrn Harald Strötgen, Vorstandsvorsitzender Stadtsparkasse München, ein Bank-Institut, das von riskanten Spekulationen die Finger lies und lässt und sich der intensiven Beratung des Kunden widmet.

Was bedeutet nun ehrbarer Kaufmann heute? Das Verhalten des ehrbaren Kaufmanns beinhaltet Tugenden wie u.a. Ehrlichkeit, Redlichkeit, Fleiss also moralisch und ethisches Verhalten. Das galt schon früher, zu den Werten wie Glaub- und Vertrauenswürdigkeit sind in den letzten Jahren jedoch weitere Aspekte hinzugekommen. Heute sind Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt, Soziales, Verantwortung für Mitarbeiter wesentliche Aufgaben und haben einen zusätzlichen hohen Stellenwert im Wertebewusstsein für den Unternehmer geschaffen.

Der Umgang und das faire Verhalten gegenüber allen Geschäftspartnern, also auch Lieferanten und Dienstleistern, den Mitarbeitern, den Kunden aber auch in der Produktion und gegenüber der Gesellschaft, daran müssen sich heute vorbildliche Manager und Unternehmen messen lassen.

Denn, Kunden erkennen und honorieren, wo sie einkaufen und welche Unternehmer und Verhaltensweisen sie damit unterstützen. Den Billigheimer oder lieber das Unternehmen das ausbildet, ökologische Werte vertritt oder fairen Handel unterstützt. Der Kunde agiert nachhaltig indem er nicht nur auf den unmittelbaren eigenen (Preis-)Vorteil achtet sondern sich in seinem Kaufverhalten auch von seinem Gewissen und Zukunftsüberlegungen leiten lässt.

Es ist letztlich die Sinnfrage, die hier eine wesentliche Rolle spielt. Die Sinnfrage, die für den Kunden, den Mitarbeiter aber auch den Lieferanten, die Bank und alle anderen Geschäftspartner gilt. Es ist diese Sensibilität die bei allen eine immer größere Rolle spielt.

Prof. Werner hat Goethes Faust zitiert: Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewußt. Lässt man dieses Zitat auf sich wirken, dann spürt man sehr wohl, was das richtige Verhalten ist.

Eine der wichtigen Fragen und Gradmesser für Ehrbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Vorbildfunktion ist: Kann ich vor mir selbst mein Tun rechtfertigen, vor meinem Gewissen und vor meinen Mitmenschen? Es wurde eifrig diskutiert, dass man sich dabei nicht nur am Gesetz orientieren kann und darf. Etwas was nicht verboten ist, ist noch lange nicht gut und nachhaltig das Unternehmen und für die Gesellschaft. Verantwortungsbewusstsein heisst auch, nicht immer alle gegebenen Möglichkeiten voll auszuschöpfen und auszureizen. So wurde als ein Beispiel genannt, dass die Mitarbeiter eines Betriebes gezielt einen steuerlichen Beitrag für die Kommune leisten wollten, um die Region zu unterstützen und damit bewusst nicht das letzte legale Schlupfloch der möglichen Steuerersparnis ausgenutzt haben.

Ein weiteres gutes Beispiel für Freiwilligkeit ist z.B. auch die Initiative im „Umweltpakt Bayern“, so konnte viel für den Umweltschutz erreicht werden, ohne dass neue Vorschriften erlassen werden mussten.

Solche Verhaltensweisen sind immer dann möglich, wenn der Rahmen und die Verhältnisse so gestaltet sind, dass das Potential der Mitarbeiter sich frei entfalten kann. Denn, so war die einhellige Meinung, Potential kann man nicht nutzen. Erst wenn sich die Persönlichkeit entfalten kann, kann Potential frei werden und nur so kann etwas wertvolles entstehen. Und dafür brauchen wir Vorbilder, Chancen und Möglichkeiten etwas sinnvolles zu tun und dies auch zu dürfen.

Die Grundsätze des ehrbaren Kaufmanns kann man an der Uni nicht lernen. Die Mitarbeiter zu diesem Verhalten zu ermutigen, dazu gehört die Vorbildfunktion im Unternehmen. Bei Hipp gibt es eine Ethik-Charta und das Qualitätsversprechen. Bei der Stadtsparkasse München werden regelmässig interne Schulungen zu diesen Themen durchgeführt und es ist der klare Verzicht auf riskante Spekulationen. Herr Professor Werner hat an seine Mitarbeiter diese Maxime weitergegeben – die Frage: Warum, wozu machen wir das? Das wissen Warum (Know Why) ist das entscheidende erst danach kommt das wie, also das Know How.

Dabei kann es schon passieren, dass Unternehmen von Wettbewerbern belächelt werden, wenn diese neue Wege gehen. So erging es der Firma Hipp, die sehr früh den Weg der Ökologie beschritten hat und heute über eine sehr hohe Akzeptanz verfügt. Es ist ein Vorteil der Unternehmer, eine Chance zu sehen, daran zu glauben und sich nicht abbringen zu lassen.

Ist das Vorbild des ehrbaren Kaufmanns nun ein Erfolgsfaktor? Der Tenor war ganz klar JA, denn die Kunden honorieren durch ihr Konsumverhalten zunehmend verantwortungsvolles Wirtschaften und faires Verhalten in der Gesellschaft. Und das trotz, oder auch gerade wegen, der Globalisierung und dem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und der Produktion.

Als schönen Abschluss hat Prof. Seitz, Vorstand des MCM, für die jeweiligen sozialen Aktivitäten der drei hier vertretenen Unternehmen jedem einen Spendenscheck überreicht. Bei dem anschliessenden Get to gether wurde lebhaft und ausgiebig weiterdiskutiert.

Text: Karin Paul
Fotos: Judith Haeusler